SV Kirkel: Zwei ballern um die Torjägerkanone

Beim saarländischen Bezirksligisten SV Kirkel ballern Norman Schmitt (61 Saisontreffer) und Admir Ramic (56 Tore) um die Wette - und um die Torjägerkanone für alle in der 9. Liga. Die Teamkollegen belegen im bundesweiten Wettbewerb aktuell die Plätze zwei und vier. Im FUSSBALL.DE-Interview sprechen die beiden Freunde über ihren sensationellen Lauf, gegenseitige Torvorlagen und den Konkurrenten in der eigenen Mannschaft.

FUSSBALL.DE: Am Sonntag kann der SV Kirkel mit einem Sieg gegen Genclerbirligi Homburg den Aufstieg vorzeitig perfekt machen. Warum läuft es für Sie in dieser Spielzeit wie am Schnürchen, Herr Schmitt und Herr Ramic?

Norman Schmitt: Ich spiele in einer ganz starken Mannschaft, jeder gönnt dem anderen den Erfolg. Tatsächlich bekomme ich die Bälle von meinen Kollegen so gut vorgelegt, dass ich oft nur noch einschieben muss. Mein Sturmpartner Admir und ich unternehmen auch außerhalb des Fußballplatzes viel gemeinsam, sind Freunde geworden.

Admir Ramic: Es macht einfach riesig Spaß, wir legen uns die Bälle gegenseitig vor. Dass Norman so viele Tore erzielt, kommt auch meinem Spiel sehr entgegen. Dadurch habe ich mehr Bewegungsfreiheit und nicht ständig zwei Gegenspieler auf den Füßen.

"Es macht einfach riesig Spaß, wir legen uns die Bälle gegenseitig vor"

Zusammen haben Sie 117 von 168 Toren erzielt und mit mehr als zwei Drittel aller Treffer maßgeblichen Anteil am Erfolg. Mal ehrlich: Wer ist denn der bessere Knipser?

Schmitt: Wir sind ganz unterschiedliche Spielertypen. Admir ist ein Strafraumstürmer, wie er im Buche steht. Mit seinen 38 Jahren ist er körperlich eine Maschine. (lacht) Ich profitiere von seiner Erfahrung, kann mir noch einige Dinge von ihm abschauen.

Ramic: Norman ist beim Torabschluss effektiver. Ich benötige immer eine Torchance mehr, um einen Treffer zu erzielen.

Beim jüngsten 5:1 gegen SV Hellas Bildstock 2 trafen Sie nicht wie gewohnt. Warum hatten Sie an diesem Tag Ladehemmungen?

Schmitt: Ich bin kein Schönwetterfußballer, aber es war schon extrem windig, und man konnte den Ball kaum verarbeiten. Teilweise blieben die Flanken in der Luft stehen. (lacht ) Insgesamt haben wir nicht gut gespielt, und mir fehlte beim Abschluss das nötige Glück. Entscheidend war, dass wir dennoch gewonnen haben.

Ramic: Ich habe in der Nacht zuvor kaum geschlafen und mich nicht gut gefühlt. Außerdem war es kalt und windig, was mir überhaupt nicht gefällt. Ich komme aus Bosnien, bin ganz andere Temperaturen gewöhnt.

Was schätzen Sie an Ihrem Sturmkollegen? Wo liegen seine Stärken und Schwächen?

Schmitt: Admir kann den Ball im letzten Drittel unglaublich gut festmachen, hat immer ein Auge für den besser postierten Mitspieler. Aufgrund seines Alters ist er vielleicht nicht mehr ganz so schnell unterwegs. (lacht)

Ramic: Norman ist unglaublich ehrgeizig, verpasst keine Trainingseinheit und ist vor dem Tor eiskalt. Sein Kopfballspiel ist dagegen ausbaufähig. (lacht) Ich verstehe mich auch privat mit Norman sehr gut. Zuletzt haben wir uns das Zweitligaspiel zwischen der SV 07 Elversberg und dem FC Schalke 04 im Stadion angeschaut. Meine beiden Söhne kicken für die SVE in der U 16 und U 12.

Im Ranking um die Torjägerkanone für alle hat Norman Schmitt mit fünf Treffer mehr erzielt als Sie. Glauben Sie, dass Sie ihn noch überholen, Herr Ramic?

Ramic: Das wird schwierig, weil wir auch nicht mehr so viele Spiele haben. Ich gönne Norman den Erfolg, weil er es sich verdient hat. Aus Spaß hatte ich geflachst und ihm gesagt, dass ich kein Spiel mehr machen würde, sollten wir beide gleich viele Tore auf dem Konto haben.

Werden Sie Ihrem Kollegen Ramic die Bälle noch auflegen, wenn es im Kampf um die Torjägerkanone hart auf hart kommt?

Schmitt: Ich werde deshalb mein Verhalten auf dem Platz nicht ändern. Sollte Admir besser stehen, bekommt er von mir den Ball zugespielt.

Wer würde sich am letzten Spieltag beim Elfmeter den Ball schnappen, wenn noch für beide die Chance auf die Torjägerkanone besteht?

Schmitt: Ich hatte in der Hinrunde alle Strafstöße geschossen, bis ich einen Elfmeter verballert habe. Sollte es tatsächlich so kommen, haben wir uns bereits darauf geeinigt, dass wir den Strafstoß dann von einem Mitspieler ausführen lassen.

Haben Sie intern eine Wette abgeschlossen, wer am Ende das Rennen macht?

Schmitt: Das nicht, aber Admir scherzt bereits in der Kabine. Sollte er mit mir gleichziehen, würde er das Toreschießen einstellen, damit ich gewinne. (lacht)

Ramic: Eine Wette ist nicht nötig, weil wir uns gegenseitig den Erfolg gönnen.

Im Saisonendspurt treten Sie in den verbleibenden fünf Partien nur noch zu Hause an. Warum ist das so? Und wie viele Treffer haben Sie sich noch vorgenommen?

Schmitt: Wir mussten die komplette Hinrunde auswärts spielen, weil wir auf unserer Anlage einen neuen Naturrasenplatz bekommen haben. Das Wichtigste ist für mich, dass wir aufsteigen. Vor der Saison war mein Ziel, in jedem Spiel mindestens zwei Tore zu erzielen. Sollte ich am Ende die 70-Tore-Marke knacken, wäre ich super zufrieden.

Ramic: Wenn ich noch fünf Tore schieße, würde ich mit 60 Buden eine persönliche Bestmarke aufstellen.

Was würde Ihnen der Gewinn der Torjägerkanone persönlich bedeuten?

Schmitt: Im Saisonendspurt habe ich das Ranking in der 9. Liga genau im Blick. Ich war im Saarland schon in der Verbands- und Landesliga Torschützenkönig. Sollte ich den Titel tatsächlich holen, wäre das wohl mein größter Erfolg.

Ramic: Priorität hat der Aufstieg in die Landesliga. Sollte der Gewinn der Torjägerkanone für alle hinzukommen, umso besser. Nach der Saison werde ich meine Karriere beenden und mich künftig mehr um meine Familie kümmern.